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FRIEDENSDEKLARATION
An diesem Tag vor 76 Jahren wurde unsere Heimatstadt von einer einzigen Atombombe innerhalb eines Augenblicks in Schutt und Asche gelegt. Dies führte zum grausamen Tod unzähliger unschuldiger Menschen und hinterließ bei denjenigen, die es mit knapper Not schafften zu überleben, lebenslange, tiefe körperliche und seelische Wunden aufgrund von Strahlenschäden, schlechter Gesundheit und Existenznöten. Eine Überlebende, die nach dem Bombenabwurf ein Mädchen zur Welt brachte, sagt: „Als ich verstand, wie schrecklich die Atombombe war, und über die Auswirkungen nachdachte, machte ich mir weniger Sorgen um mich und mehr um meine Tochter. Diese Ängste taten mir in der Seele weh. Wenn ich über die Zukunft nachdachte, die meiner Tochter bevorstand, wurde mein Kummer immer stärker, was mich Nacht für Nacht um den Schlaf brachte.“
„Niemand sollte jemals so leiden wie wir.” Diese Worte drücken den Wunsch der Überlebenden aus, die aufgrund ihrer Erfahrungen, die zu bitter und schrecklich waren als sich daran erinnern zu wollen, zu einem Leben voller Sorgen, Mühen und Schmerzen verdammt waren, weil sie nicht anders konnten als über die Zukunft ihres eigenen verstrahlten Körpers und ihrer Kinder nachzudenken. Wenn Hibakusha ihre Geschichten erzählen, vermitteln sie nicht nur das Grauen und die Unmenschlichkeit von Atomwaffen, sondern auch ihren aus Mitgefühl für andere geborenen Wunsch nach Frieden. Nach 75 Jahren haben ihre Bitten und Aktivitäten nun endlich die internationale Gemeinschaft bewegt. Am 22. Januar dieses Jahres ist der Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft getreten. Jetzt liegt es an den Politikern der Welt, diesen Vertrag zu unterstützen und darauf basierend die Schaffung einer nachhaltigen Gesellschaft ohne atomare Bedrohung anzustreben.
Das neuartige Coronavirus hat die ganze Welt fest im Griff. Alle Länder der Welt sind sich einig, dass diese Bedrohung für die gesamte Menschheit schnell ausgemerzt werden muss, und ergreifen diesbezügliche Maßnahmen. Atomwaffen, die entwickelt wurden, um Kriege zu gewinnen, stellen für die Menschheit die Bedrohung einer totalen Vernichtung dar. Doch wenn alle Länder zusammenarbeiten, sollte deren Abschaffung sicherlich nicht unmöglich sein. Die Schaffung einer nachhaltigen Gesellschaft ist unmöglich, solange Kernwaffen existieren, mit denen Menschen wahllos abgeschlachtet werden. Im Hinblick auf ihre komplette Abschaffung muss die Weisheit der gesamten Menschheit vereint werden.
Der Weg zur Abschaffung von Atomwaffen wird sicherlich nicht einfach sein, aber die Bemühungen von jungen Menschen, die Belange der Hibakusha weiterzuführen, sind ein Hoffnungsschimmer für die Zukunft. Ein Überlebender, der sagt, dass er an jenem Tag die Hölle sah, vertraut seinen Wunsch der Jugend an, die die Zukunft auf ihren Schultern trägt: „Auch wenn es nur mit kleinen Schritten beginnt, wünsche ich mir, dass jeder Einzelne alles in seiner Macht Stehende tut, um den wertvollen, unersetzbaren Frieden zu bewahren.“ Damit die geliebten Menschen in unserer Umgebung ein erfülltes und gesundes Leben führen können, dürfen Atomwaffen nicht existieren. Ich wünsche mir, dass alle jungen Menschen diese Überzeugung vertreten und mit Nachdruck mit der ganzen Welt teilen.
Wir dürfen nicht vergessen, dass junge Menschen Politiker sicherlich dazu bewegen können, sich von der Politik nuklearer Abschreckung abzuwenden. Drei Jahre nach dem Atombombenabwurf besuchte Helen Keller Hiroshima und sprach den Bürgern, die den Wiederaufbau der Stadt vorantrieben, Mut zu. „Allein können wir so wenig tun; zusammen können wir so viel machen.“ Mit diesen Worten drückte sie aus, dass Einzelpersonen die Welt verändern können, wenn sie ihre Kräfte vereinen. Wenn in der bürgerlichen Gesellschaft, von der die Politiker gewählt werden, die Entschlossenheit herrscht, in Frieden zu leben, und von allen die Ansicht geteilt wird, dass Atomwaffen, das Sinnbild menschlicher Gewalt, unnötig sind, ist dies ein großer Schritt in Richtung einer Welt ohne Nuklearwaffen. Die Atombombenstadt Hiroshima wird auch weiterhin unaufhörlich die Fakten über den Atombombenabwurf bewahren, sie über Landesgrenzen hinaus verbreiten und an die folgenden Generationen weitergeben. Zusammen mit den mehr als 8.000 Mitgliedsstädten von „Bürgermeister für den Frieden“ in 165 Ländern und Regionen fördern wir eine weltweite „Kultur des Friedens“ und bereiten so die Rahmenbedingungen dafür vor, die Staatsoberhäupter der Welt zur Änderung ihrer Politik zu bewegen.
Angesichts der globalen Verunsicherung bezüglich Atomwaffen, die sich aus den festgefahrenen Abrüstungsverhandlungen ergibt, habe ich eine dringende Forderung an die Staats- und Regierungschefs der Welt. Bisherige Erfahrungen haben uns gelehrt, dass es besser für das eigene Land ist, andere nicht zu bedrohen, sondern Rücksicht zu nehmen und langfristige freundschaftliche Verbindungen aufzubauen. Ich wünsche mir, dass dies verstanden wird. Es ist an der Zeit, sich von der Idee abzukehren, sich durch Einschüchterung der Gegenseite mithilfe von Atomwaffen zu verteidigen, und die Taktik zu ändern. Wir sollten durch Dialoge miteinander Vertrauensverhältnisse aufbauen und auf diese Weise die gegenseitige Sicherheit gewährleisten. Zu diesem Zweck fordere ich alle Staats- und Regierungschefs der Welt auf, die bombardierten Städte Hiroshima und Nagasaki zu besuchen, damit Sie ein tieferes Verständnis der Wahrheit über die Atombombenabwürfe erlangen können, das Abrüstungsmandat des Atomwaffensperrvertrags aufrichtig zu erfüllen und sich an den Diskussionen zur wirksamen Durchsetzung des Atomwaffenverbotsvertrags zu beteiligen.
Von der japanischen Regierung erwarte ich, eine entschlossene Vermittlerrolle zwischen den Nuklearmächten und Nichtnuklearmächten auszuüben. Darüber hinaus fordere ich entsprechend dem Willen der Hibakusha die sofortige Unterzeichnung und Ratifizierung des Atomwaffenverbotsvertrags, eine Teilnahme am ersten Treffen der Vertragsstaaten sowie die Schaffung von geeigneten Umständen, im Rahmen derer ein Fahrplan zur Wiederherstellung des internationalen Vertrauens und zu einer Sicherheitsgarantie, die sich nicht auf Atomwaffen stützt, erarbeitet werden kann. Das Durchschnittsalter der Hibakusha liegt mittlerweile bei fast 84 Jahren. Ich verlange mit Nachdruck großzügigere Hilfe für sie und die vielen anderen, die im alltäglichen Leben unter den negativen körperlichen und seelischen Auswirkungen der Strahlung leiden. Dazu gehören auch sofortige Hilfen für die Menschen, die dem schwarzen Regen ausgesetzt waren.
Am heutigen Tag, bei dieser Friedensgedenkfeier zum 76. Jahrestag des Atombombenabwurfs, wollen wir von ganzem Herzen den Opfern der Atombombe gedenken und ihren Seelen Trost spenden. Und wir geloben, im Bündnis mit Nagasaki und zusammen mit allen gleichgesinnten Menschen weltweit, uns mit aller Kraft für die Abschaffung der Atomwaffen einzusetzen und einen dauerhaften weltweiten Frieden anzustreben.
6. August 2021
MATSUI Kazumi
Bürgermeister der Stadt Hiroshima
Übersetzung: Ability InterBusiness Solutions, Inc.
関連情報
過去の平和宣言(平成15年(2003年)~:PDF文書)/Archive of Peace Declarations(2003~:PDF)